Sie brauchen kein Logo, nur den Schriftzug? Zur Wirkung von Typografie.

Hauptdarsteller Typo:

Nun, Designer arbeiten täglich mit Schriften und sind vertraut mit ihrer Geschichte und ihren Ausdrucksmöglichkeiten. So kann dieselbe Schriftart bei unterschiedlicher Farbgebung oder mit engeren bzw. weiteren Buchstaben-Abständen völlig anders wirken. 

 

Allein die Neigung der Buchstaben, der gewählte Schriftschnitt, ob Versal-(Groß-)buchstaben oder Gemischtschreibweise – Sie erhalten sofort einen anderen Eindruck derselben Sache.

 

Dies können Sie hier für sich überprüfen, denn diese Schriftart ist immer dieselbe, nur wurde sie unterschiedlich gesetzt.

Es ist sogar ein besonderer Anspruch, mit einer reinen Wortmarke Sympathie zu erzeugen, Neugier zu wecken, Seriosität zu vermitteln oder Lebendigkeit auszustrahlen.

 

Oft wandeln Designer Schriften leicht ab, damit Ihre Wortmarke für Ihr Unternehmen oder Produkt unverwechselbar und einprägsam ist und damit einen „eigenen Charakter“ bekommt.

 

Denn es kann ja gut möglich sein, dass ein Mitbewerber dieselbe Schriftart verwendet.

 

Doch sehen Sie selbst an den folgenden Arbeitsbeispielen:

 

 

1. Fall-Beispiel: 

Beachten Sie die Vielseitigkeit der Typo und die kleinen Irritationen, die den Blick einfangen und die Wortmarke unverwechselbar machen.

 

Dies sind gleich mehrere Ideen in dieser Richtung für ein und denselben Kunden.

 

(aus Entwürfen für ein Projekt der Johannes Gutenberg-Uni Mainz und der Uni Trier: PARTNER (Zusammenspiel von Organisationen & Praxen für frühkindliche Bildung & Betreuung). 

 

Großbuchstaben vermitteln Seriosität der wissenschaftlichen Arbeit, frische Farben passen zum Thema Gesundheit. 

 

 

 

2. Fall-Beispiel:

die THEATER-WERKSTATT. Es steht immer senkrecht und zur Hälfte negativ auf Schwarz. Das ist eigenwillig und bleibt in Erinnerung.

Vielleicht sehen Sie zunächst nur unbewusst die veränderten großen „T“s. Denn lesen kann man es sofort richtig. Unser Gehirn ergänzt sofort die gewohnte Form.

 

Im Ergebnis wird der Schriftzug deutlich zu unterscheiden sein von anderen denkbaren Wortmarken in derselben Schriftart.  

 

DIE BÜHNE ist übrigens eine Wort-Bildmarke: Einfache, geometrische Formen wie Kreis, Quadrat sind Bildelemente. Doch auch hier ist der Schriftzug der Haupt-Akteur.

3. Fall-BBeispiel:

Hasen und Hüpfer ist der Name eines Generationen-Theaters, charmant abgewandelt von „alte Hasen & junge Hüpfer“.

 

Die „Spur“ eines Hasen ist ein bildhaftes, zugefügtes Element. 

Das kaufmännische Und (&) ist dekorativ eingebunden, als wäre es ein Bildelement. Es wirkt figürlich.

Das „A“ aus HASEN scheint zu hüpfen, es hebt ab.

 

Diese kleinen Details machen trotz der schwer und statisch wirkenden Typografie nun die Marke sehr lebendig.

 

4. Fall-Beispiel:

Von Beginn an wurde offen gelassen, ob ein Bildelement integriert werden soll oder nicht.

 

Schauen Sie mal, wie allein diese beiden Schriftzüge auf Sie wirken. Dies ist kein Quiz. Es geht nur darum, zu spüren, wieviel Unterschied verschiedene Arten, Schnitte und Anordnungen ausmachen.

 

 

Sie können sich zum Selbsttest mal fragen, wie das jeweils dahinter assoziierte Unternehmen auf Sie wirkt:

  • klein oder groß?
  • national vs. international?
  • progressiv oder traditionell?
  • männlich oder weiblich geführt?

 

Sie können weitere Kriterien für sich ausprobieren.

Hier sehen Sie nun die Kombination mit Initialen als hinzugefügter Hingucker. Das finde ich, wertet die Marke auf.

Ein Schriftmix aus mehreren Arten gibt die Möglichkeit, Spannung zu erzeugen. 

Durch den Gegensatz kann man mehrere Eigenschaften ausdrücken. Allein durch dieses Emblem variiert nun das Gesamtbild bei gleichbleibender Schriftzeile. 

5. Fall-Beispiel:

Erste Entwürfe für Herrn Thielemann: Er stellt in seinen privaten Räumen Kunst aus und erfüllt sich somit einen „Traum“ : in seinem „Raum“ Kunst, also ART auszustellen und darin zu leben. Der Name „ARTraum“ ist also ein Wortspiel und so ergab sich daraus die Gestaltung.

 

Die Schriftart und hinzugefügte Elemente sollten passend zu seinem Stil und Haus gradlinig und schlicht sein.

 

Ich finde den obersten der drei Schriftzüge am progressivsten, den mittleren zu klein und zu fett, den Unterstrich mitten im Wort modern. – Und Sie?

 

Die weitere Ausarbeitung: Alle drei Versionen gefallen mir richtig gut, allerdings wirkt der mittlere wie Graffiti: das peppt zwar das Quadrat schön auf und bringt Leben rein, passt aber nicht ganz zu den Stilen der ausgestellten Kunst. Es ist formal schön, würde aber falsche Assoziationen wecken.

 

Vielleicht haben Sie ein anderes Empfinden, oder hätten eine ganz andere Idee gehabt. Das unterste Logo ist ausgewählt worden. Ob dieses Logo eine Wortmarke ist oder eine Wort-Bildmarke, darüber kann man eventuell streiten. Muss es aber nicht.

 

Die Schriftart ist mitentscheidend für die Aussage und die Anziehung eines Logos auf die Zielgruppe(n). 

6. Fall-Beispiel:

Zu guter Letzt präsentiere ich Ihnen hier ein Endergebnis eines Produkte-Logos, das eine Marke für Kinderspielzeug abbildet.

Daher auch der bunte Mix aus Buchstaben, die formal weich und lebendig wirken.

Allein durch das Zufügen der Hasenohren wird es verspielt und erweckt Sympathie und Neugier – auch bei „kleinen Betrachtern“.

 

Der Schnappschuss zeigt übrigens, dass Sie zum finalen Logo von mir auch eine Definition der verwendeten Farben bekommen. – Das ist hilfreich zum Anmelden einer Marke und auch zum Produzieren von diversen Druck- oder Merchandising-Artikeln mit anderen Dienstleistern.  

Das Entwicklen eines Logo Designs und dessen Wertigkeit beschreibe ich in weiteren Artikeln, die auch den Prozess deutlich machen, den das besondere Ergebnis erfordert. Und eben einen solchen Prozess braucht es auch und gerade bei den sog. Wortmarken. 


Daher verstehen Sie nun vielleicht Grafiker, die keinen Preisunterschied machen zwischen einer Wort-Bild-Marke und einer reinen Wortmarke. Es bedeutet nicht zwangsläufig „weniger Arbeit“ und bestimmt keinen geringeren Wert für Ihr Unternehmen. Genaugenommen spricht dies für Qualität. Sie können sich ja im Vorfeld von Arbeitsbeispielen überzeugen lassen.